15.08.2018
Gemeinsam mit Rücksicht
Die maßgeblichen Beteiligten
von li.n.re. – auf diesem Foto fehlt leider Ideengeber Hermann-Josef Steins von
Grün und Gruga: Wolfgang Packmohr (Leiter Direktion Verkehr, Polizei Essen und
Vorstandsmitglied Verkehrswacht Essen e.V.), Christian Wagener
(Fahrradbeauftragter der Stadt Essen), Rolf Fliß (Ratsherr/ Vors. Bau- und
Verkehrsausschuss Stadt Essen), Simone Raskob (städt. Beigeordnete für Umwelt,
Bauen Verkehr und Sport), Jörg Brinkmann (Pressesprecher ADFC Essen) und unser
Vors. Karl-Heinz Webels – natürlich mit Helm.
Mehr Rücksicht schafft mehr Freude
Aufgrund des stark zunehmenden Radverkehrs, der zu begrüßen ist bzw.
aus Umweltschutz-gründen angestrebt wird, nehmen auch die
Nutzungskonflikte auf den gemeinsamen Geh- und Radwegen zu.
Verständlicherweise ist es nicht möglich, für jede Fortbewegungsart
eine eigene Wegetrasse anzulegen, so dass in vielen Fällen nur eine
gemeinsame Nutzung der Wege durch Fußgänger, Radfahrer, Skater usw.
eingerichtet werden kann. Dies gilt insbesondere bei Wegeverbindungen
im Freiraum abseits von Straßen. Bei einem so genannten gemeinsamen
Geh- und Radweg sind die Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt und haben
aufeinander Rücksicht zu nehmen (§ 1 StVO),
jedoch trifft den Radfahrer nach der gesetzlichen Wertung und der
einhelligen höchst- und obergerichtlichen Rechtsprechung die höhere
Verantwortung.
Auf Initiative von Grün und Gruga
(GGE) wurden daher in einer konzertierten Aktion zwischen Stadt Essen,
Polizei, Radverbänden / ADFC bzw. EFI und Verkehrswacht Essen e.V.
Poster entwickelt, die in launiger aber auch nachdenklicher Form auf
mehr Rücksichtnahme im Bereich gemeinsamer Geh- und Radwege aufmerksam
machen sollen.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass bei einem gemeinsamen Geh- und
Radweg abseits von Straßen Konflikte leider an der Tagesordnung sind;
insbesondere bei schönem Wetter, wenn viele Radfahrer/innen auf ebenso
viele Fußgänger/innen treffen. Nicht selten sind ganze Gruppen von
Fußgängern und Radfahrern unterwegs, die die volle Wegebreite
beanspruchen, Radfahrer, die schnell unterwegs sein wollen, Jogger und
Familien mit kleinen Kindern, die gerade das Fahrradfahren erlernt
haben. Auch Inline-Skater verschärfen oftmals diese Konflikte. In
solchen Situationen geht es dann für alle Verkehrsteilnehmer/innen nur
mit gegenseitiger Rücksichtnahme besser voran. Insbesondere sollte
nicht die gesamte Wegebreite beansprucht werden, wenn man als Gruppe
von Fußgängern oder Radfahrern unterwegs ist. Wenn
alle ein wenig Raum lassen, kommen Radfahrer, Skater und Jogger oder
Fußgänger und Fahranfänger problemlos aneinander vorbei.
Oft ist auch das Tempo der Radfahrenden dem Nutzungsdruck der Wege nicht angepasst. Gerade
wenn ältere Menschen, Kinder oder Hundehalter unterwegs sind, muss
immer damit gerechnet werden, dass diese stehen bleiben oder manchmal
spontan die Richtung wechseln. Besondere Aufmerksamkeit müssen
Hundehalter walten lassen, die Ihre Tiere nicht angeleint oder an einer
langen Leine ausführen. Als Radfahrender ist man da besser beraten,
stets bremsbereit zu sein und gegebenenfalls langsamer zu fahren.
Allerdings muss auch ein Fußgänger immer damit rechnen, dass Skater und
Radfahrer zügig unterwegs sind. Höhere Fahrge-schwindigkeiten sind mit
einem elektrisch unterstützten Rad (Pedelec) heute kein Problem mehr
und auch Fußgänger sind gut beraten, in solchen Bereichen erst nach
hinten zu sehen, bevor sie die Richtung ändern.
Appell zur Beachtung von Verkehrszeichen
Es gibt eine Reihe von Verkehrszeichen an den Wegen, welche die Nutzung
durch die jeweiligen Verkehrsteilnehmer/innen regeln sollen (siehe
oben). Die Einhaltung dieser Regeln entspannt die Situationen für alle
Nutzergruppen auf den Wegen deutlich und führt zu mehr Sicherheit. Die
schlichte Beachtung leistet aber auch einen großen Beitrag zu mehr
Rücksichtnahme.
Die mit den Verkehrszeichen "Radweg" oder "Fußweg" ausgewiesenen Wege
schließen entweder den Fußgänger- oder den Radfahrverkehr aus, weil sie
auf die jeweilige Nutzung beschränkt sind. Eine Beherzigung dieser einfachen Regel würde manchen Streitpunkt erst gar nicht entstehen lassen!
Das Verkehrszeichen für den gemeinsamen Geh- und Radweg hat einen
Querstrich. Fußgänger und Radfahrer nutzen den Weg gemeinsam in seiner
ganzen Breite mit der gebotenen Rücksicht auf andere
Verkehrsteilnehmer.
Das Verkehrszeichen für getrennte Geh- und Radwege stellt die
Wegetrennung durch einen senkrechten Strich dar. Diese Ausweisung kommt
bei besseren Raumverhältnissen zum Einsatz, wo der Platz auch für eine
Wegetrennung zur Verfügung steht. Im Sinne einer gegenseitigen
Rücksichtnahme gilt allerdings auch hier, dass Radfahrer und Fußgänger
den für sie bestimmten Raum respektieren.
Warum sollen in Kürze Infotafeln an den Fahrradtrassen stehen?
Zur Sensibilisierung für diese Nutzungskonflikte wurde daher versucht,
die Probleme mittels Comiczeichnungen darzustellen, um sozusagen mit
einem Augenzwinkern darauf aufmerksam zu machen und zum Nachdenken
anzuregen, statt mit dem "erhobenen Zeigefinger" in Form von Ver- oder
Geboten zu arbeiten.
Die Hoffnung ist, dass die Nutzer auf diesen Wegen mehr Verständnis
füreinander aufbringen, wenn sie sich in einer der klassischen
Problemsituationen auf den Zeichnungen wiederfinden. Die Infotafeln
sind an 13 unterschiedlichen Standorten vorgesehen und mit
verschiedenen Motiven ausgestattet.
Eines der 4 tollen Poster mit den unterschiedlichen Motiven
Tipp für den Einsatz der Fahrradklingel bei Begegnungsverkehr
Der Sinn einer Klingel ist naturgemäß, im Gefahrenfall warnen zu
können. Würden sich alle Verkehrsteilnehmer/innen auf den gemeinsamen
Fuß- und Radwegen mit gegenseitiger Rücksichtnahme fortbewegen,
bräuchte man die Fahrradklingel eigentlich nicht. Doch leider ist das
oft nicht der Fall. Als Radfahrer ist man stets im Dilemma zu
entscheiden, die Klingel zu nutzen oder nicht. Nähert
man sich unbemerkt ohne Klingeln, beschwert sich der Fußgänger;
klingelt man, erschrickt auch oft der Fußgänger. Zu empfehlen ist somit
der Einsatz der Klingel, wenn der Eindruck besteht, der Fußgänger würde
nicht mit einem Radfahrer rechnen. Dies gilt insbesondere bei
Fußgängern mit freilaufenden Hunden oder Familien mit kleinen Kindern.
Macht man sich frühzeitig bemerkbar und reduziert seine
Geschwindigkeit, haben die Fußgänger/innen die Möglichkeit, einen
Schritt zur Seite zu machen oder ihren Hund festzuhalten und Eltern
ihre Kinder zu schützen.
Den größten Beitrag zu einer
Entspannung beim Begegnungsverkehr leisten jedoch ein paar freundliche
Worte. Wer nach dem Motto verfährt "Höflichkeit ist eine Zier, jedoch
komm' ich weiter ohne ihr", macht sich selbst keine Freude und die
sollte doch im eigenen Interesse sein.
Zusammenfassend hoffen wir, mit dieser
konzentrierten Aktion zu mehr Fairness und Rücksichtnahme gerade auf
den stark frequentierten ehemaligen Bahntrassen (Fuß- und Radwegen) und
insbesondere im Bereich der Naherholungsgebiete beizutragen.
Insbesondere wünschen wir uns, dass in den Zeiten einer häufig
beobachteten Ellenbogen- und Anspruchsgesellschaft diese breite Aktion
bei den betroffenen Verkehrsteilnehmern/innen Anklang und Beachtung
finden wird.
Daher
bedanken wir uns auch bei allen Beteiligten und insbesondere dem
Ideengeber von Grün und Gruga / Herrn Gartenbauingenieur Hermann-Josef
Steins sowie dem beauftragten Grafiker Marcus Wenning, ff.
Diese neue Präventivmaßnahme wurde am 11.08.18 in beiden großen Essener
Printmedien WAZ und NRZ publiziert. Ferner erfolgten Publikationen in
102.2 Radio Essen und auch ein Dreh des WDR / Lokalzeit.
V. li. nach re.: Ideengeber Hermann-Josef Steins (Grün und Gruga Essen), Karl-Heinz Webels (Vors. Verkehrswacht Essen e.V.), Simone Raskob (Beigeordnete für Umwelt, Bauen, Verkehr und Sport), Wolfgang Packmohr (Leiter Direktion Verkehr, Polizei Essen), Jörg Brinkmann (Sprecher ADFC Essen) und Rolf Fliß (Ratsherr/ Vors. Bau- und Verkehrsausschuss Stadt Essen) beim Pressetermin vor einer der Motivtafeln auf dem Gruga-Radweg.